Holz-Hochhäuser, Smart Home und Tiny Houses: Über diese aktuellen Trends sollten Bauherren 2020 Bescheid wissen
Wie auch in anderen Branchen zeichnen sich beim Thema Hausbau verschiedene Trends ab, die durch technische Innovationen, gesellschaftliche Tendenzen oder politische Entscheidungen ausgelöst werden. Das sind die Trends im Hausbau für 2020.
1. Das Schwedenhaus
Die Nachfrage nach den skandinavischen Holzhäusern boomt und immer mehr Deutsche entscheiden sich für Schwedenhäuser als gemütliches und zugleich ökologisches Eigenheim. Typisch für Schwedenhäuser sind eine farbig-gestrichene Fassade mit weißen Sprossenfenstern, der überdachte Hauseingang und der Giebel an einer Hausseite. Die Holzhäuser besitzen dank ihrer Bauweise eine hohe Energieeffizienz, sodass es im Inneren in den Wintermonaten länger warm bleibt und im Sommer angenehm kühl ist. Holz als Baustoff besitzt sehr gute Dämmeigenschaften und kann sich durch seine feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften positiv auf das Raumklima auswirken. So sind Schwedenhäuser auch für alle Allergiker bestens geeignet, denn durch die Feuchteregulierung haben Hausmilben, Schimmel, Pilze und Hausstaub kaum eine Chance.
2. Altersgerechtes Wohnen
Bedingt durch den demografischen Wandel müssen sich Bauherren heutzutage mehr denn je mit dem Thema „Wohnen im Alter“ beschäftigen. Elegante Treppen, schmale Türen oder verwinkelte Toiletten sind nur so lange schön, bis man sie mit Rollstuhl oder Krücken meistern muss. Deshalb sollte schon in der Hausplanung die Barrierefreiheit berücksichtigt werden. Und nicht nur das: Auch bei der Aufteilung der Räume sollte zumindest im Hinterkopf behalten werden, wie das Wohnen im Alter realisiert werden könnte. Natürlich lassen sich bestimmte Umbauten auf dem Weg zum altersgerechten Eigenheim auch noch später realisieren. Doch ist die Vorarbeit bereits geleistet, spart das später einiges an Zeit und Sorgen.
3. Wohngesundheit durch Baubiologie
Das neue Zuhause soll nicht nur optisch ansprechend sein, sondern auch mit inneren Werten überzeugen: Hier kommt die Baubiologie ins Spiel – ein Thema, welches immer mehr Bauherren beschäftigt. Bei der Baubiologie werden die Wechselwirkungen zwischen dem gebauten Umfeld und dem Menschen berücksichtigt. Dabei steht die Gesundheit der Bewohner im Mittelpunkt. Technische Geräte wie etwa Partikelzähler zur Messung von Wohngiften und Schadstoffen, Hochfrequenz-Analyzer zur Untersuchung elektromagnetischer Wellen und Geräte zur Beurteilung des Raumklimas liefern die notwendigen Messdaten für eine Gebäude- oder Grundstücksanalyse. Um die Wohngesundheit zu fördern, sollte beim Bau möglichst auf schadstoffarme Materialien wie Holz zurückgegriffen werden. Außerdem wird auf die Raumfeuchtigkeit und die Luftionisation geachtet sowie versucht, die Lärmeinwirkung bestmöglich einzudämmen und Elektrosmog zu vermeiden.
4. Smart Home
Der Kühlschrank bestellt automatisch die Milch nach und die Heizung wird bequem per App reguliert – die Hausautomation gehört zu den wichtigsten Trends, die sich auf immer mehr Bereiche des Hausbaus auswirken wird. Vor allem in Sachen Energie- und Heizungssteuerung, automatisierte Klimasteuerungen (Rollläden und Belüftung), intelligente Beleuchtungskonzepte, smarte Sicherheitslösungen und vernetzte Unterhaltungselektronik gibt es immer wieder technische Neuerungen. Was Bauherren nach wie vor zögern lässt, die smarte Technik umfangreich im neuen Heim einzubauen, ist die Abhängigkeit gegenüber Servicedienstleistern und Elektrizität sowie Bedenken bezüglich der Sicherheit vor Hackerangriffen. Dabei können bestimmte Smart-Home-Lösungen sogar über Förderprogramme des Gesetzgebers finanziell bezuschusst werden.
5. Nachhaltiges Bauen
Immer mehr Bauherren legen Wert auf den Einsatz natürlicher Baumaterialien, um Umwelt und Ressourcen zu schonen. Heutzutage werden überwiegend nur noch schadstofffreie und recycelbare Baumaterialien mit einer langen Nutzungsdauer eingesetzt. Vor allem bei der Dämmung gibt es mittlerweile schon viele alternative Stoffe, auf die beim Hausbau zurückgegriffen werden kann. So werden beispielsweise aus Flachsfasern, Schafwolle, Kokos oder Hanf Dämmmatten gepresst oder deren Flocken in Hohlräume eingebracht. In Sachen Energieeffizienz werden die bestehenden Lösungen zur Energiegewinnung wie Solarthermie, Wärmepumpen oder auch Blockheizkraftwerke immer effizienter, um eine nachhaltige Wärmedämmung und gleichzeitig ein angenehmes Raumklima zu schaffen. Die sogenannten Effizienz- oder Hybridhäuser überzeugen mit niedrigen Energiekosten und schonen gleichzeitig die Umwelt.
6. Hochhäuser aus Holz
Auch wenn dieser Trend eher nicht im Eigenheimbereich zu finden ist, so zeigt er doch, dass natürliche Baustoffe jetzt auch den Weg in den Hochbau gefunden haben. Denn immer mehr Architekten wagen sich an luftige Höhen – und zwar mit Hochhäusern aus Holz. Was vor vielen Jahren noch als unmöglich galt, ist heute schon Realität und wird immer beliebter. Derzeitiger Rekordhalter in Sachen Größe ist das „HoHo“ im Wiener Stadtteil Seestadt Aspern. Mit einer Höhe von 84 Metern, 24 Stockwerken und einer Gesamtfläche von 25.000 Quadratmetern ist das Holzhochhaus in Österreich ein echter Leuchtturm in Punkto Holzbauweise. Insgesamt 3.600 Kubikmeter Holz wurden verbaut – im Vergleich zu einem konventionellen Bau derselben Größe spart das HoHo rund 300.000 Megawattstunden Primärenergie ein. Auch in Deutschland ist der Trend mittlerweile angekommen: Bei dem Projekt „Woodscraper“ sollen in Wolfsburg nun die ersten beiden Holzhochhäuser in Deutschland entstehen, mit jeweils zwölf Etagen und neunzig Wohneinheiten. Im Gegensatz zu Hochhäusern aus Stahlbeton sollen die Holzhochhäuser mit einer höheren Akzeptanz in der Gesellschaft und einem gesünderen Wohnklima punkten.
7. Mehr Flexibilität und Individualität
Das klassische Einfamilienhaus steht zwar immer noch hoch im Kurs und macht unter allen Baugenehmigungen in Deutschland den Löwenanteil aus, doch auch immer mehr Bauherren wünschen sich flexiblere und individuellere Lösungen für ihr Eigenheim. Immer beliebter werden die „Tiny Houses“, also Kleinarchitekturen, die vor allem in urbanen Gegenden den knappen Platz durch kreative Wohnraumkonzepte optimal ausnutzen. So kann oftmals der Wunsch nach einem Eigenheim trotz schmaler Baulücke realisiert werden. Aber auch modulare Fertighäuser sind immer mehr im Kommen. Baufirmen reagieren auf den Trend nach Mitsprache, indem sie nicht mehr nur ein Standardmodell anbieten, sondern verschiedene Module zum individuellen Kombinieren zur Verfügung stellen. Immer bessere Hausplanungssoftware macht es darüber hinaus noch deutlich einfacher, Kundenwünsche digital zu planen und mit Hilfe vernetzter Anlagen umzusetzen. So lassen sich auch ausgefallenere Kundenwünsche ohne erheblichen Mehraufwand realisieren. Ein weiterer Punkt, bei dem Bauherren mehr Flexibilität wünschen, ist die Finanzierung von Bauprojekten. Auch hier gibt es in Sachen Tilgung und Lauffristen die Möglichkeit, auf die Bedürfnisse und Lebensumstände der Bauherren einzugehen.
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Autor: Christian Schaar, Geschäftsführer der Skan-Hus Projekt GmbH